e-tandem? e-tandem!

Die Chancen eines virtuellen Klassenaustauschs für den Fremdsprachenunterricht.

Für die Dauer einer Lektion in die Welschschweiz reisen? Das e-tandem macht es möglich. Tipps und Tricks aus erster Hand von einer Französischlehrperson.

Immer wieder ist der Gedanke in meinen Französischlektionen aufgetaucht: Ach, wenn ich meinen Schülerinnen und Schülern doch nur zeigen könnte, dass Französisch kein klassisches Latein ist, sondern dass genau in diesem Moment, im selben Land, junge Leute, in genau ihrem Alter, Französisch sprechen und Deutsch lernen! Nun, 45 Minuten sind etwas knapp bemessen für eine Reise in die Welschschweiz. Wobei, wie wäre es, wenn ich die Jugendlichen in mein Schulzimmer hole? Unsere heutigen Kommunikationsmittel müssten es doch möglich machen, dass meine Schüler/-innen ab und zu ihre «exercices» statt mit ihrer Sitznachbarin mit einem Tandempartner jenseits vom Röstigraben machen. N'est-ce pas?

Was ist ein e-tandem?

Ein e-tandem ist eine Austausch- und Arbeitspartnerschaft zwischen zwei Schüler/-innen aus zwei Sprachregionen. Das «e» heisst, dass sich die beiden regelmässig auf elektronischem Weg austauschen – z.B. per Mail – und treffen – z.B. per (Video-)chat über eine Kommunikationsplattform wie teams. Natürlich können die beiden Lehrpersonen und die beiden Klassen die Gelegenheit auch für ein oder mehrere physische Treffen nutzen.

Etappen

1. Planen

Es lohnt sich, einige Wochen vor dem Semester, in dem man das e-tandem durchführen will, mit der anderen Lehrperson Kontakt aufzunehmen. Am besten zu einem ausgiebigen Kaffee und da die Zeit meistens knapp ist, funktioniert natürlich telefonieren auch sehr gut. Es geht darum, das Semester grob miteinander zu planen, nicht übereinstimmende Ferienwochen zu berücksichtigen und die Anzahl Aufträge für die e-tandems, meistens zwischen drei und sechs, festzulegen und vielleicht ein Datum für ein physisches Treffen zu finden. Ein gemeinsamer Blick in die Ordner Activités/Aktivitäten - siehe Material - erlaubt, Aufträge in Zusammenhang oder unabhängig vom Semesterprogramm zu wählen. 

2. Kennenlernen

Ein möglicher Startpunkt des Austauschs wäre, die Schüler/-innen der einen Klasse kurze Portraits über sich selbst schreiben zu lassen. Was für eine Aufregung, wenn man dann die Portraits in der anderen Klasse verteilt! Auch wenn die Schüler/-innen vorher schon informiert waren über das e-tandem in diesem Semester, wird ihnen nun klar, dass jede von ihnen einen eigenen Tandempartner hat und dass der Austausch mit einem echten Gegenüber, einer Jugendlichen aus der Romandie, stattfinden wird.

3. Zusammen arbeiten

In der Zwischenzeit hat eine der Lehrpersonen, zum Beispiel auf teams, einen gemeinsamen elektronischen Ort geschaffen, an dem sich die e-Tandempartner zum Chat treffen können und Dokumente abgelegt werden. In einem Rhythmus, den die zwei Lehrpersonen festgelegt haben, empfehlenswert sind zwei bis drei Wochen, bekommen die e-tandems in den Lektionen einen Auftrag. Falls es die Stundenpläne der beiden Klassen zulassen, können sich die e-Tandempartnerinnen während einer Lektion, ansonsten ausserhalb der Lektionen, an diesem elektronischen Ort, z.B. teams, treffen und miteinander schreiben und sprechen und so den Auftrag gemeinsam bearbeiten. 

4. Treffen

Und natürlich ist das Aufregendste überhaupt an einem Austausch, sich auch physisch zu begegnen. Empfehlenswert sind zwei Aufeinandertreffen, zu Beginn und gegen Ende des Austausches. Aber auch ein einmaliges Treffen, in einer der beiden Schulen oder an einem Ort dazwischen, macht den Austausch lebendiger. Ideen für gemeinsame Aktivitäten befinden sich ebenfalls in den Materialien.

Unterrichtsmaterialien

Die Fachstelle Austausch und Mobilität stellt den Lehrpersonen fixfertige Arbeitsaufträge für die e-tandems zu Verfügung, jeweils mit Arbeitsblättern für die Schüler/-innen und einer Anleitung für die Lehrperson. Das Material ist jeweils auf Französisch und auf Deutsch vorhanden und ist aufgeteilt in verschiedene Themen:

  • 1. Kennenlernen: «Le monde et toi et moi» / «Die Welt und du und ich»

  • 2 Sprache : «Comment dit-on» / «Wie sagt man»

  • 3. Lektüre: «Encore une histoire» / «Noch eine Geschichte»

  • 4. «La rencontre réelle» / «Treffen vor Ort» 

Stolpersteine

Das «e» vom e-tandem gilt es tatsächlich nicht zu unterschätzen. Schliesslich müssen 40 bis 50 Personen aus zwei verschiedenen Organisationen miteinander elektronisch vernetzt werden. Dies klappt oft nicht auf Anhieb. Geduld, Beharrlichkeit und einen guten Draht zu den IT-Services helfen! Für die realen Treffen ist es eine gute Idee, Aktivitäten zu planen, bei denen alle Schüler/-innen, zu zweit oder in kleinen Gruppen, eine Aufgabe lösen. Weil es schwierig sein kann, eine Gruppe von 40 bis 50 Schüler/-innen z.B. auf einem öffentlichen Platz oder in der Eingangshalle der Schule während der Pause zu instruieren, lohnt es sich, die Aufgabenstellung vor der Reise, im ruhigen Schulzimmer, zu erklären und/oder schriftlich mitzugeben.

Testimonials

Feedbacks aus der Klasse

Ein in Erinnerung gebliebener Moment war, als wir uns das erste Mal getroffen haben. Zu viert spazierten wir über den Sechseläutenplatz und wir versuchten, unseren Tandem-Partner/-innen aus Neuchâtel das Zürcher Sechseläuten zu erklären. Sie verstanden nur, dass man einen Schneemann anzündet, und haben sich deshalb sehr darüber amüsiert.

Feedbacks aus der Klasse

Für mich war das eine tolle Erfahrung, mit fremdsprachigen Schüler/-innen in Kontakt zu treten. Nicht nur den Austausch auf Französisch, sondern auch den Einblick in ihr Schulsystem und ihr Schulleben fand ich interessant.

    Verfasserin dieses Textes

    Romina Buica ist Gymnasiallehrerin für Französisch am MNG Rämibühl, Zürich. 

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