Ein Schritt in Richtung Mobilität: Das neue Projekt für FaGe-Lernende in Tansania
Eindrücke aus dem Mobilitätsprojekt für FaGe-Lernende in Tansania, 2024
Unser Gesundheitswesen verändert sich fortlaufend. Von den angehenden Fachfrauen und Fachmännern Gesundheit werden immer mehr Soft Skills erwartet.
Als Berufsfachschule im Gesundheitswesen sehen wir es als unsere Pflicht, innovative Förderangebote zu schaffen und in diesem Zug auch die Attraktivität der Pflegeberufe zu stärken. Das Mobilitätsprojekt ist die Chance, die eigene Komfortzone zu verlassen und auf persönlicher, fachlicher und interkultureller Ebene zu wachsen.
Persönliche Entwicklung findet ausserhalb der Komfortzone statt.
Auf Initiative des ZAG und dank der Unterstützung der kantonalen Fachstelle für Austausch und Mobilität sowie eines finanziellen Beitrags durch Movetia entstand das "Mobilitätsprojekt für FaGe-Lernende in Tansania". Anfang 2024 fand die erste Projektdurchführung mit 10 motivierten Lernenden aus den bilingualen Klassen statt. Für sie hiess es eintauchen in eine fremde Kultur und Arbeitserfahrung im internationalen Gesundheitskontext sammeln. Ausschlaggebend war die direkte Zusammenarbeit mit Fachkräften vor Ort. Diese gaben wertvolle Einblicke in die Gesundheitsversorgung ihres Landes, sensibilisierten für globale Gesundheitsfragen und schafften ein tieferes Verständnis für die Vielfalt und die Herausforderungen im Gesundheitswesen.
Zwei Wochen arbeiteten die Lernenden am Fusse des Kilimandscharo im Mount Meru Hospital, an der Seite von Pflegefachkräften, mit. Sie erhielten Einblick in fünf verschiedene Abteilungen, u.a. in die Pädiatrie, Medizin und Chirurgie. Dabei wurden sie herausgefordert, ihre fachlichen und persönlichen Fähigkeiten zu erweitern und sich in einer neuen Arbeitsumgebung und Struktur zu behaupten. Schnell haben sie gelernt, die Pflege an die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten vor Ort anzupassen, Pflegestandards mit denen in der Schweiz zu vergleichen, beide Seiten kritisch zu hinterfragen und wertvolle Erkenntnisse für ihren eigenen beruflichen Alltag abzuleiten. Ihr Selbstvertrauen, ihre Problemlösefähigkeit und ihre Selbstständigkeit sind spürbar gewachsen. Die Lernenden bewältigten so auch grössere Herausforderungen und unterstützten sich gegenseitig. Plötzlich haben sie am eigenen Leib erfahren, wie es ist, wenn man die Landessprache nicht beherrscht. Diese Erfahrung fördert das Verständnis und verändert den Umgang mit anderssprachigen Patientinnen und Patienten zurück in der Schweiz.
Mit dem bilingualen Unterricht wird ein fachlicher Austausch auf Augenhöhe im internationalen, englischsprachigen Arbeitsmarkt möglich.
Während der Spitalarbeit haben die Lernenden Patientinnen und Patienten aufgenommen, Vitalparameter erfasst und gleichzeitig ihre sprachlichen, zwischenmenschlichen und interkulturellen Fähigkeiten unter Beweis gestellt. Sie nahmen teil an ärztlichen Konsultationen mit anschliessendem gemeinsamem Austauschen und erlangten so, insbesondere im Bereich der Infektionskrankheiten, neues Wissen. Anschliessend haben sie gemäss ärztlicher Verordnung die Medikamente vorbereitet und an der Seite von Fachkräften beispielsweise bei der Wundversorgung von Verbrennungswunden mitgeholfen. Im Bereich Pharmakologien zeigte sich, wie wichtig es ist, mit den häufigsten Medikamentenwirkstoffen und -gruppen vertraut zu sein, denn nur so kann man sich auch im internationalen Kontext zurechtfinden.
Neben dem Praktikum im Spital begleiteten die Lernenden einen Einsatz ausserhalb von Arusha - ein medizinisches Versorgungsangebot für finanziell schwächer gestellte Bevölkerungsgruppen. Ein anderer Einsatz fand in einer Entzugsklinik statt. Von den Fachkräften vor Ort gab es viel zu lernen über HIV und Tuberkulose und die Gestaltung der Milieutherapie in Tansania. Die angebotenen After-Work-Workshops wurden von den Lernenden begeistert angenommen. Hier wurde u.a. theoretisches und praktisches Wissen zu Nahtmaterialien und Nähtechnik vermittelt.
Caroline Steiner, Projektleiterin und bilinguale Berufskundelehrerin erinnert sich gerne an die Zeit in Tansania zurück: «Es ist eine geniale Erfahrung, die jungen Menschen zu begleiten und zu sehen, wie sich ihr Pflegeverständnis und ihre persönliche wie berufliche Haltung in Tansania verändert haben. Bemerkenswert ist, wie sie mehr und mehr gelernt haben, Verantwortung zu übernehmen, selbstständig zu handeln und ihr medizinisches Fachwissen anzuwenden und zu erweitern.»
Eindrücke aus dem Mobilitätsprojekt für FaGe-Lernende in Tansania, 2024
Eindrücke aus dem Mobilitätsprojekt für FaGe-Lernende in Tansania, 2024
Von den Kompetenzerweiterungen und der Wertschätzung gegenüber dem eigenen Gesundheitswesen profitieren auch die Betriebe, die Branche und selbstverständlich die Patientinnen und Patienten, da ihre Pflege professioneller und kultursensibler gestaltet wird.
Das Mobilitätsprojekt für FaGe-Lernende ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer zukunftsorientierten Ausbildung im Gesundheitswesen. Es bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten zu erweitern und sich auf die Anforderungen einer sich ständig verändernden Arbeitswelt vorzubereiten. Wir sind gespannt darauf, die positiven Auswirkungen dieses Projekts in der Praxis zu sehen und das Wachstum der FaGe-Lernenden nach ihrer Teilnahme am Mobilitätsprojekt zu beobachten.
Die nächste Projektdurchführung ist für 2025 geplant.
Dieses Projekt wird von Movetia und vom gemeinnützigen Fonds Bildung finanziell unterstützt. Movetia fördert Austausch, Mobilität und Kooperation in der Aus- und Weiterbildung in Europa und weltweit. Der Gemeinnützige Fonds Bildung unterstützt Projekte und Kulturangebote im Bildungsbereich und in der Kinder- und Jugendhilfe.