Im Ausland wertvolle Erfahrungen sammeln

Eine Talent-Story der Plattform Talentförderung Plus

Foto Talentförderung Plus

Eine angehende Zeichnerin bei Dachtler Partner Architekten fährt für ein Auslandpraktikum nach Wien, zeichnet Pläne für das Volkstheater und kehrt mit neuem Fachwissen, Selbstvertrauen und erhöhter Methodenkompetenz zurück.

Mitten im urbanen Zürcher Kreis 3 befindet sich das Büro von Dachtler Partner Architekten. Der unscheinbare Hauseingang führt in ein grosszügiges Treppenhaus, über das man die hellen Büroräumlichkeiten des renommierten Architekturbüros erreicht. Neben Architekten, Hochbauzeichnern und Technikern arbeiten im lichtdurchfluteten Grossraumbüro auch zwei Lernende Zeichner/Zeichnerin EFZ Architektur. 

Julia Hurni, Lernende im dritten Lehrjahr, fiel ihren Vorgesetzten von Anfang an auf: «Wir haben schon zu Beginn der Lehre festgestellt, dass Julia Talent und ein hohes Flair für eine angehende Zeichnerin Architektur hat», sagt Daniel Meier, Mitglied der Geschäftsleitung bei Dachtler Partner. Sebastian Brosig, Julias Ausbildner, ist ebenfalls von der besonderen Begabung der Lernenden überzeugt. «Als Talent identifiziert man sich nicht nur über überdurchschnittlich gute Noten. Auch Soft Skills wie Engagement, Stressresistenz, Begeisterungsfähigkeit für den Beruf oder die Bereitschaft, neue Fragen und Problemlösungen selbst zu erarbeiten, gehören dazu. Genau das zeichnet unsere Auszubildende aus.» So regte sich der Wunsch, Julia Hurni neben der grundlegenden Ausbildung eine zusätzliche Fördermassnahme anzubieten.

Für ein KMU wie Dachtler Partner, ohne systematisches Talentförderprogramm, kann die Identifikation, Planung und Umsetzung einer geeigneten Talentfördermassnahme eine grosse Herausforderung sein. Welche Fördermassnahmen existieren überhaupt? Welche Massnahme ist für unser Talent und unseren Betrieb sinnvoll? Wie sollen wir vorgehen und wie soll das ganze finanziert werden? Bei solchen Fragen ist das Mittelschul- und Berufsbildungsamt des Kantons Zürich (MBA) ein wertvoller Partner, der Unternehmen in allen Belangen zur Talentförderung in der Berufsbildung berät und unterstützt. «Das MBA unterstützt die Lehrbetriebe, die ihre talentierten Lernenden fördern, gibt Tipps und zeigt Best Practice-Beispiele auf. Wir vermitteln Kontakte zu Institutionen, die behilflich sind bei der Umsetzung», sagt Melanie Aardalsbakke vom Mittelschul- und Berufsbildungsamt.

Im Fall von Julia Hurni entschied sich Dachtler Partner in Absprache mit dem MBA für ein Auslandpraktikum. «Das MBA hat uns sehr verständlich aufgezeigt, wie man einen Gastbetrieb und eine Gastfamilie sucht und hat uns einen Kontakt vermittelt für die Organisation. Es war eine sehr angenehme Zusammenarbeit. Wir haben auf Augenhöhe diskutiert und sind schnell zu Entschlüssen gekommen», sagt Daniel Meier. 

Neue Perspektiven erweitern den Horizont

Als Gastbetrieb konnte ein grosses Wiener Planungsbüro gewonnen werden. So kam es, dass die Lernende sechs Wochen in der österreichischen Metropole verbringen durfte. «Die Erfahrung in Wien war super!», schwärmt die quirlige Julia Hurni. Während ihres Praktikums durfte die Lernende zusammen mit einer Ingenieurin am Wiener Volkstheater an den Stahlverstärkungen der Kuppeln arbeiten, wo sie unter anderem beim Zeichnen von Tragwerksplänen half und den Umgang mit Bewehrungs- und Schalungsplänen lernte. Dies habe ihr eine neue Perspektive des technischen Zeichnens eröffnet, so Julia. Ihre anfängliche Nervosität, sich ganz alleine in einer neuen Stadt und einem neuen persönlichen und beruflichen Umfeld zurechtfinden zu müssen, seien schnell verflogen. «Mein Betreuer und die Ingenieurin, mit der ich zusammengearbeitet habe, waren sehr nett und haben mich immer unterstützt. Auch meine Gastfamilie hat mich sehr herzlich aufgenommen und war immer für mich da», erzählt die Lernende.

Zurück bei Dachtler Partner in Zürich kann Julia das Gelernte nun auch direkt anwenden. «Im Planungsbüro in Wien hat Julia gelernt, Tragwerkspläne zu lesen und zu korrigieren. Das ist natürlich eine Fähigkeit, die sie eins-zu-eins bei uns anwenden kann. Dadurch, dass sie in einem artverwandten Büro war und nicht im klassischen Architekturbüro, hat sie sehr viel Wissen mitgebracht, von dem ich auch nichts wusste», sagt Sebastian Brosig und schmunzelt: «Ich habe auch Sachen von ihr gelernt, das ist super.» Neben der Erweiterung von Fachwissen beobachtete Brosig auch einen starken Zuwachs an persönlichen Kompetenzen. «Seit Julia zurückgekommen ist, merkt man, dass sie viel selbstsicherer und vor allem erwachsener geworden ist.» Überdies sehe er auch eine grosse Steigerung der Methodenkompetenz, also der Fähigkeit, sich Problemen selbst zu nähern und selbstständig Lösungen zu erarbeiten. All dies habe einen merklich positiven Einfluss auf die Zusammenarbeit, so Brosig.

Mehr Selbstorganisation, gestärktes Selbstvertrauen

Auch für Daniel Meier war das Unterfangen ein voller Erfolg: «Das Auslandpraktikum war eine Horizonterweiterung, einerseits auf der beruflichen, andererseits auf der persönlichen Ebene. Für uns als Lehrbetrieb können wir einen grossen Nutzen daraus ziehen, dass Julia an Selbstorganisation und Selbstvertrauen gewonnen hat.» So sieht Meier das Argument der Zusatzkosten und des Arbeitszeitausfalls als keinen Hinderungsgrund für ein Praktikum. «Der Mehrwert bzw. der Gegenwert, der bei einem solchen Auslandpraktikum entsteht, ist für uns viel höher gewichtet, als die dabei entstandenen Kosten und der Zeitausfall», sagt er und fügt hinzu: «Wenn die Motivation beidseitig da ist, können wir jedem KMU empfehlen, ihren Lernenden ein Auslandpraktikum zu ermöglichen.»  

Nicht nur bei ihren Vorgesetzten hat das Praktikum einen bleibenden, positiven Eindruck hinterlassen. Gefragt nach ihren Zukunftsplänen erklärt Julia Hurni, dass sie nach der Lehre mit Berufsmaturität studieren wolle. Strahlend fügt sie hinzu: «Und ich würde gerne nach Wien ziehen!»

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